 |
Salzburger Festspiele 2002
[...] Roman Haubenstock-Ramati (1919-1994) und sein erstes Sreichquartett
aus dem Jahr 1973 eröffnete den Abend. Filigran, feinfühlig und
- in der überaus genauen und ernsthaften Interpretation dieser grafischen
Partituren durch das Kairos Quartett - klanglich abwechslungsreich,
ist diese Arbeit de sgebürtigen Krakauers exemplarisch für die Klangmalerei
innerhalb der österreichischen Nachkriegskompositionen. Anton Weberns
"Fünf Stücke für Streichquartett" op. 5 aus dem Jahr 1909 sprangen
gestern Abend zwar um mehr als ein halbes Jahrhundert in der Musikgeschichte
zurück, verdeutlichen aber Weberns Ausnahmestellung in der österreichischen
Musik. Seriell, aber nicht streng seriell komponiert, ist und bleibt
diese Musik ein Zeugnis für die lyrische, emotionsgeladene abstrakte
Weichheit, die auch - oder gerade mit - der 12-Ton-Technik erzeugt
werden kann.
Dynamisch, packend und energiegeladen erklang nach der Pause Gösta
Neuwirths Streichquartett aus dem Jahr 1976. Die Qualität der Komposition
selbst als auch der Wiedergabe durch ein Ensemble, das sich fast
ausschließlich mit der Musik des 20. Jahrhunderts beschäftigt, verhalfen
zu einem Erlebnis, durch das sich das Publikum und der anwesende
Komponist ergriffen zeigten. Undeutlich hingegen war die Absicht
von Georg Friedrich Haas' zweitem Streichquartett am Ende des Abends.
Diese Klangspielereien mit der Naturton- und der temperierten Stimmung
täuschen nur schlecht über eine inhaltliche - zumindest motivische
- Einfallslosigkeit hinweg, die Haas nur in seinem "In vain" überwunden
zu haben scheint. Gestern abend war sein Beitrag zweifellos entbehrlich.
Dennoch: zu wenig Pbulikum für einen wesentlichen Aspekt der Musik.
Susanne Staehr, Pressespiegel des Festivals, 6.8.2002
|