Vermittlungsprojekte

Cosmic Staircase

Teilnehmerzahl: Pro Coach max. 15 Personen, Gruppen können in Phase 3 fusionieren
Alter: 14-?
Dauer: mindestens 90' (zwei Schulstunden)
Instrumentarium: jeder Klangerzeuger, mit dem extrem kurze sowie längere und extrem leise sowie lautere Töne produziert werden können, Stimme
Voraussetzungen: ein stiller Ort, möglichst geräumig und auf mehreren Ebenen, ein verlassenes Treppenhaus
Material: Stoppuhr/Smartphones, ev. geeignete Instrumente mitbringen

Konzeptstück (auch für musikalische Laien ohne instrumentale Kenntnisse)

Basierend auf der Idee von John Cages Atlas eclipticalis geht es um die Erzeugung von Tönen in ihrer Einzigartigkeit unter Verwerfung aller tradierten Ordnungsverfahren wie Rhythmus, Takt, Aktion–Reaktion. Damit gerät die Zeiterfahrung selbst zum zentralen Anliegen des Musizierens.

Phase 1: Erläuterung des Konzepts und gemeinsames Festlegen des Klangmaterials

Phase 2: Jede/r erwürfelt sich seine/ihre persönliche Noten

Phase 3: Aufführung(en), optional mit Mitschnitt.

© Claudius von Wrochem

 

De dónde vienes

Zweiteiliges Neue-Musik-Vermittlungsprojekt

Teilnehmerzahl: max. 25 Personen in 4-6 Gruppen
Alter: 14-?, geeignet für Laien ohne Instrumentalkenntnisse, AmateurmusikerInnen oder Profis
Dauer: mindestens 120' oder drei Schulstunden
Instrumentarium: möglichst verschiedenartige Klangerzeuger, Stimme
Voraussetzungen: ein größerer Raum, um die Gruppen voneinander trennen zu können
Material: Tafel oder Whiteboard, Beamer, Pointer

1) Form-Analyse des Ensemble-Lieds des amerikanischen Komponisten George Crumb ¿De dónde vienes, amor, mi niño?
Erstellung des Formplans und

2) Substitution des ursprünglichen Tonmaterials/Besetzung durch Vorschläge der Teilnehmer. Gruppierung der instrumentalen und vokalen Teilnehmer, Festlegung der Rhythmusgruppe und des ostinaten Rhythmus.

Bei Vorhandensein mehrerer Räume und Coaches oder fortgeschrittener Fähigkeiten der TeilnehmerInnen können die Gruppen parallel proben. Insbesondere die Rhythmusgruppe erfordert Proben.

Gemeinsame Probe, Aufführung

Das Konzept stammt von der slowenischen Komponistin und Musiktheoretikerin Dr. Larisa Vrhunc.

© Claudius von Wrochem, Dr. Larisa Vrhunc

 

Konzeptimprovisation in Neuer Musik

Teilnehmerzahl: 10-20
Alter: 12-?
Dauer: abhängig von der Zahl der Konzepte
Instrumentarium: Stimme, beliebige Instrumente und Klang-Gegenstände
Voraussetzungen: keine

Konzepte von Komponisten wie Dieter Schnebel, Mathias Spahlinger oder Larisa Vrhunc werden vorgestellt und entwickelt. Am Ende wird eine Auswahl der Konzepte aufgeführt.

 

MalMusik

Teilnehmerzahl: 10-20
Alter: mindestens 6 erfahrene ImprovisationsmusikerInnen oder 10 Neulinge
Dauer: mindestens 3x 90' (sechs Schulstunden)
Instrumentarium: Stimme, beliebige Instrumente oder Klang-Gegenstände
Voraussetzungen: Vertrautheit mit dem Instrument(arium) oder der Stimme

Konzept zur Generierung grafischer Partituren, Durchführung klanglicher Experimente und zur Performanz in mittleren bis großen Kammermusikgruppen
        gewidmet Richard Barrett    © Claudius von Wrochem

Dieses Projekt könnte sowohl von einer Gruppe symbolistischer MalerInnen wie von ImprovisationsmusikerInnen begonnen werden, oder sogar von beiden parallel. Es geht um ein Klangarchipel, welches aus relativ klar definierten "Inseln" besteht, deren Ton- oder Geräuschmaterial in engen Grenzen variierbar ist; das Ergebnis sollte sowohl vom visuellen als auch vom auralen Standpunkt aus interessant sein. Diese "Inseln" werden von Individuen oder Gruppen entsprechend der Notation improvisatorisch umgesetzt, können aber auch als Werkzeug der Kommunikation eingesetzt werden, beispielsweise durch Mischen einer "Insel" mit einer anderen.

Das Notenmaterial wird von den Spielern gemeinsam als grafische Partitur mit Stiften auf einem Papierband hergestellt; wenn dieses nicht groß genug ist, um aus der Position des/der Spieler/in gelesen zu werden, könnte es danach entweder für jeden Teilnehmer reproduziert oder digitalisiert und von Laptops gespielt bzw. projiziert werden.

Wenn MalMusik aus musikalischer Perspektive begonnen wird, kann der Ablauf folgendermaßen aussehen:

1. Experimentelle Phase
2. Notationsphase
Entweder auf einem Laufband (Papierrolle) im Sinne von x/y-Graphen (x = Zeit, y = Tonhöhe oder andere Parameter)
Oder Darstellung der Klanginseln und ihrer interaktiven Möglichkeiten bzw. Mischungen auf einem größeren Blatt dargestellt, als Gemälde.
3. Aufführungsphase

Die Sichtbarkeit der Partitur für das Publikum (Projektion) ist wünschenswert, aber nicht Bedingung. Die SpielerInnen sollten räumlich getrennt aufgestellt sein, die Gruppen aber eng zusammen. Sollte eine(r) sich musikalisch von ihrer/seiner Gruppe entfernen und einer anderen beitreten, so ist erfordert dies auch ein räumliches "Übersiedeln". Hiervon sollte jedoch kein exzessiver Gebrauch gemacht werden.
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Die Anregung zu diesem konzertpädagogisch inspiriertem Konzept war das Streichquartett 13 Selfportraits (2002) des englischen Komponisten und Improvisationsmusikers Richard Barrett, welches dem Kairos Quartett gewidmet ist und von ihm 2002 in Konzerthaus Wien uraufgeführt wurde. Wie auch im Falle von Cosmic Staircase geht es darum, einen zentralen Aspekt einer Komposition so aufzubereiten, dass er für weniger erfahrene Musiker durch Erarbeitung und Aufführung erlebbar wird. Im Gegensatz zu C. S. war es nicht möglich, die vielen kunstvollen Details von 13 Selfportraits in die MalMusik zu transportieren, die daher auch viel stärker von der Kreativität der Teilnehmer abhängt. Dafür eröffnet letztere zusätzliche Perspektiven, z.B. im museumspädagogischen Kontext oder die Kooperation mit einer Kunstschule.

© Claudius von Wrochem

 

Random Patterns

Konzept zur Generierung von musikalischen Abläufen in Analogie zu Morton Feldmans Patterns

Teilnehmerzahl: 3-8
Alter: 15-?
Dauer: mindestens 4x 90' (acht Schulstunden)
Instrumentarium: beliebige Instrumente, mit denen viele Tonhöhen und Rhythmen erzeugt werden können.
Voraussetzungen: Beherrschung eines Instruments auf Mittelstufenniveau

ALLGEMEINE IDEE     Random Patterns ist ein Konzept zu Zeit/Tonhöhenstrukturen und orientiert sich an der späten Schaffensperiode des amerikanischen Minimalisten Morton Feldman. Diese Version erfordert mindestens instrumentales Können auf dem Niveau der Mittelstufe. Die TeilnehmerInnen sollten in der Lage sein, auf beliebigen Instrumenten oder der eigenen Stimme Tonhöhen zuverlässig wiederzugeben und ein Tempo/Rhythmus halten zu können. Bei einer längeren Erarbeitungsphase können diese Voraussetzungen aber auch Teil des Lehrinhalts sein.
Hier geht es um die eigenstandige Entwicklung einer organischen Struktur vergleichbar mit einem Lebensverlauf. Dieser ist normalerweise geprägt von Wachstum, Konsolidierung und Verlöschen, wobei diese drei Phasen weniger gleichmäßig als vielmehr in Schüben verlaufen. Die Schübe werden repräsentiert durch Blockwechsel: innerhalb eines Blocks gibt es keine besonderen Veränderungen von Tonvorrat und Rhythmus, sondern Variantenbildung durch wechselnde Zuordnungen von Tönen und Rhythmen (falls der jeweilige Block mehr als eine Tonhöhe enthält) und durch kleine "Webfehler".
Das Wachstum ist musikalisch repräsentiert durch das "Lernen" von neuen Tonhöhen und Rhythmen. Tonhöhenstrukturen und Rhythmen (Blöcke) wechseln anfangs stets GLEICHZEITIG, obgleich jeder Musiker prinzipiell für sich spielt, allerdings in ungefähr aufeinander abgestimmter Dynamik (leichte Unterschiede sind erwünscht). Wenn sich aufgrund der Eigenart verwendeter Instrumente oder spieltechnischer Grenzen die Dynamik nicht ausreichend anpassen lässt, kann man bei den zu lauten Instrumenten die Zahl und Länge der Töne verringern (oder umgekehrt). Die Konsolidierung ist der Zeitraum innerhalb des Stücks, in dem der vorgesehene Ton- und Rhythmenvorrat großenteils vorgestellt wurde, an ihn schließt sich das Verlöschen an.

© Claudius von Wrochem

 

Stummfilm als Partitur I.

Teilnehmerzahl: 10-20*
Alter: 15-?
Dauer: mindestens 2x 90' (vier Schulstunden)
Instrumentarium: Stimme, beliebige Instrumente oder Klang-Gegenstände
Voraussetzungen: Kreativität

In diesem Workshop beschäftigen sich die TeilnehmerInnen mit klanglichen Analogien zu filmischen Bildern anhand eines experimentellen Man Ray–Kurzfilms.
Die von den TeilnehmerInnen festgelegten Klänge folgen den Schnitten im Film, wodurch der Film nicht nur die Rolle des Dirigenten übernimmt, sondern auch das klangliche Resultat stark prägt. Der Workshop schließt mit einer Aufführung.

* Die Teilnehmerzahl und das Alter kann auch noch niedriger liegen, wenn die TeilnehmerInnen bereits Erfahrung mit Improvisation haben. In diesem Fall kann entweder ein längerer Fim genommen oder die Dauer des Projekts verkürzt werden.

© Claudius von Wrochem

 

WIND IN MOTION

Teilnehmerzahl: 20-30 Teilnehmer
Alter: 12-?
Dauer: 2-4 Schulstunden
Instrumentarium: beliebige Klangerzeuger und die Stimme
Voraussetzungen: ein ruhiger Ort, Kreisaufstellung
Material: beliebige Instrumente oder Klangerzeuger für sekundäres Material nötig

Konzeptstück (auch für Personen ohne instrumentale Fähigkeiten)

Ziele:
A.    Entwicklung eines formalen Ablaufs mit klanglichen Elementen, die nicht aus der westlichen Kunstmusik stammen und von Kindern oder Jugendlichen (Alter ab ca. 12 Jahre) improvisatorisch realisiert werden können.
B.    Ergebnisoffenes Zuhören lernen
C.    Interagieren auf zwei verschiedenen musikalischen Ebenen zugleich
D.    Kennenlernen und Gestalten eines kollektiven Transformationsprozesses
E.    Erlebnisqualität vermitteln (=Spaß haben)
F.    Kennenlernen von Rhythmus/Metrik als Ergebnis eines Konsolidierungsprozesses*                            * optional, wenn die Zeit es erlaubt

Zeitlich-inhaltlicher Ablauf:
A. Alle sitzen im Kreis; Experimentieren mit den Möglichkeiten windähnlicher Klänge (Primäre Klangebene) unter Einsatz des Vokalapparats
B. Mit dem Rücken zur Mitte im leicht verdunkelten Raum oder mit geschlossenen Augen (fördert die Konzentration aufs Hören und die Reaktionsgeschwindigkeit) Windgeräusche im Kreis wandern lassen, verschiedene Tempi? Richtungsänderung. Ausnahmsweise Teilung in zwei gegenläufige Winde.
- - - Vorübung: Kollektives Wind-Cresc und Decresc. - - -
C. Gegenüber befindliche AkteurInnen bilden ein Paar, erhalten identische Instrumente und legen ein kurzes musikalisches Signal fest (Sekundäre Klangebene). Wenn einer der beiden das verabredete Signal spielt, muss der andere schnellstmöglich mit entsprechend anworten. Er darf aber klanglich variieren, solange die Ähnlichkeit offensichtlich und der Unterschied zu anderen Signalen klar erkennbar ist..
- - - Vorübung: Nacheinander alle Signale spielen und die Reaktionszeit der Partner optimieren - - -

OPTIONAL: Rhythmus des Zielszenarios entwickeln und einüben, gemeinsam Instrumentierung festlegen
D. Abfolge von Aktionen verschiedener Paare allmählich zu einem Puls werden lassen, dabei verschmelzen die Paare zum Unisono.
E. Metamorphose von Puls zu Rhythmus

F.  Die TeilnehmerInnen werden sich selbst überlassen und gestalten Dauer und Schluss eigenständig ohne vorherige Verabredungen.

© Claudius von Wrochem, November 2013