Sonderkonzert des Kairos Quartetts im Brandenburger Theater mit
Erik Satie [1866 – 1925] • Avant–dernières pensées für Streichquartett [1915/2011] (Bearbeitung von C.v.Wrochem)
Makiko Nishikaze • mo-ve für Streichquartett [2024] UA
György Kurtág [*1926] • Quartetto per archi op. 1 [1959]
Giacinto F. M. Scelsi [1905 – 1988] • 3. Streichquartett [1963]
mo-ve befasst sich mit schwebender Musik – fast schon „Idyllen“ – unserer Zeit, aus der
Feder international bekannter Komponierender, beginnend im frühen 20. Jahrhundert in
Frankreich mit Musik von Erik Satie über György Kurtág und Giacinto Scelsi bis hin zur
Uraufführung der japanischen Komponistin Makiko Nishikaze.
Zunächst entführen uns die drei „Idyllen“ der Avant-dernières Pensées (vorletzte Gedanken“,
1915) in eine leichtfüßige, zart selbstironische Welt. Erik Satie, das Enfant terrible der
Musikszene im Paris des frühen 20. Jahrhundert, komponierte sie original für Klavier.
Claudius von Wrochem hat sie für Streichquartett bearbeitet.
Fast schwebend wirkt auch mo-ve für Streichquartett (2024) der in Berlin lebenden
japanischen Komponistin Makiko Nishikaze. Das Auftragswerk des Vereins für den
ausgefallenen Klang wird heute uraufgeführt und steht somit im Zentrum des Abends. Es ist
ein eher stilles und verträumtes Stück, in dem die vier Mitglieder des Quartetts eigene
klangliche Wege gehen, um dann wieder in Passagen gemeinsamen Klangs zu
verschmelzen. Für 2025 ist die Uraufführung der Fassung von mo-ve mit Video geplant.
Intensive Natureindrucke in Nahaufnahmen, u.a. von Wasserbewegungen hat Nishikaze hier
zu fast schon meditativen Sequenzen montiert, die sich unmittelbar mit dem Klingenden
verbinden. Am heutigen Abend lädt die Aufführung von mo-ve dazu ein, sich mittels der
eigenen inneren Vorstellung in eine ähnliche Atmosphäre zu begeben.
Der 98-jährige ungarische Komponist György Kurtág entführt uns dann mit den sechs
Sätzen seines Op. 1 (quartetto per archi, 1959) in eine fein ziselierte, stark konturierte
Klangwelt. Es ist eines seiner Hauptwerke, entstanden unmittelbar nach einem intensiven
Parisaufenthalt, der Kurtág erstmals das Studium der Partituren Weberns ermöglichte, die in
Ungarn nicht zugänglich waren. Wir können nach den vorangehenden schwebenden
Klängen ein wenig in diesen mit Ausdruck stark aufgeladenen seriellen Strukturen ankern.
Die fünf Sätze seines dritten Streichquartetts (1963) des Italieners Giacinto Scelsi wurden
zwar nur wenig später als Kurtágs Op. 1 komponiert. Sie sind jedoch weit von dessen
durchsichtiger Struktur entfernt und der seriellen Ästhetik der Zeit entfernt: Scelsi hat
Material, welches er an seinem kleinen elektrischen Ondiola-Klavier improvisierte und
aufnahm, zusammengeschnitten und bearbeitet und von seinem Kollegen Tosatti in
musikalisches Notat transformieren lassen. Seine Musik greift wiederum das Schwebende
auf. Die fünf programmatisch betitelten Sätze tun dies indessen weniger leise als mit
unverhofftem, kraftvollem klanglichen Wogen um einzelne Töne, die mäandern und
kontrastieren. Wir erfahren ein meditatives Bad in Klängen.
Vorab um 18 Uhr im Foyer: Vernissage der Ausstellung „Friedensbilder“ der Ökumenischen FriedensDekade mit ausgewählten Sätzen der Quartette von Satie und Kurtág.
Brandenburger Theater, Foyer
Grabenstr. 14
14776 Brandenburg an der Havel, Deutschland
Tickets: Eintritt frei!
Weitere Infos und Reservierung: info@ausklang.org
Eine Kooperation des ausKlang-Vereins mit dem Kairos Quartett und dem Brandenburger Theater.
Gefördert aus Mitteln für aktuelle Musik des MWFK (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) des Landes Brandenburg.
Makiko Nishikaze, 1968 in Wakayama, Japan, geboren, ist eine in Berlin lebende Komponistin, die an der Mills College in Kalifornien bei Alvin Curran und an der Hochschule der Künste Berlin bei Walter Zimmermann studierte, wo sie als Meisterschülerin abschloss. Sie erhielt zahlreiche renommierte Preise und Stipendien, darunter Akademie Schloss Solitude, Villa Aurora Los Angeles und Cité des Arts Paris. Ihre Kompositionen wurden auf wichtigen Festivals wie MaerzMusik, Donaueschinger Musiktage und Tokyo Opera City aufgeführt, und sie arbeitete mit Ensembles wie dem Ensemble Modern, Ensemble Mosaik und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin zusammen. Nishikazes Werke umfassen zudem Aufnahmen und Radiostücke, die ihren einzigartigen Beitrag zur zeitgenössischen Musik präsentieren.
www.makiko-nishikaze.de